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24-7 Zen for free

  • Eva Daubert
  • 2. Sept.
  • 3 Min. Lesezeit

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Die Zeiten in denen spirituelle Praxis etwas damit zu tun hatte, in sonnendurchfluteten Studios in Kuschelhosen auf einem Kissen zu sitzen, erleuchteten Lehrern zu lauschen und einer gepflegten Meditationspraxis nachzugehen sind vorbei.

Ich bin jetzt Mutter und für so was habe ich weder Zeit noch Geld.

Ich kann mir morgens eine halbe Stunde meditieren "erkaufen" wenn ich dafür meine Werte bezüglich digitaler Medien an dem Nagel hänge. Ein Deal, der mich immer wieder hadern lässt- bin ich eine schlechte Mutter wenn ich meinen 5 jährigen Sohn auf meinem Smartphone das Malprogramm benutzen lasse damit ich in Ruhe meiner Vipassana Praxis nachgehen kann? Woher will ich eigentlich wissen dass ihm das schadet?

Beim letzten Mal als er mit dem Telefon spielte merkte ich dass er die App zum Stimmen der Gitarre geöffnet hatte. Er ließ das Gerät den Ton anschlagen und dann übte er den Ton nachzusingen und variierte die Tonhöhe bis das Gerät mit einem Signalton die richtige “Stimmung“ bestätigte. Ich finde das genial und eine äußerst kreative Art das digitale Medium zu nutzen.

Aber meine Intuition bezüglich Medienkonsum ist trotzdem Old School geprägt. Ich mag einfach nicht dass er auf Bildschirme schaut mit fünf. Der soll im Matsch spielen!

Aber wie komme ich dann zur Erleuchtung?

Je länger ich daran forsche desto mehr komme ich zu dem Schluss das es ein Irrtum ist, zu glauben, meine spirituelle Praxis sei eine Zeit, die getrennt stattfindet von der Zeit, die ich mit meinem Kind verbringe.

Mein Zen Meister steht vor mir und blickt mich schokoladenverschmiert an. Erbarmungslos fördert er das zu Tage, was in meinem Untergrund auf mich wartet. Ich befinde mich in einem Dauer Retreat!

Das klingt erschreckend.

Ist es auch. Wenn ich mich dagegen wehre.


Heute Abend konnte ich mich hineinfallen lassen.

Eigentlich bin ich nach 5 Jahren Bettritual an dem Punkt angelangt wo ich ihm zumute nach dem üblichen Vorlesen, Singen und Kuscheln spätestens um 21 Uhr alleine einzuschlafen, damit ich in den Segen eines ruhigen Abends mit Zeit nur für mich eintauchen kann.

Aber in den letzten Tagen konnte er nicht gut alleine einschlafen. Ich hatte den Eindruck, dass ihn etwas beschäftigt, was sich zum Abend zeigt wenn die Verletzlichkeit kommt.

Ich treffe für heute also die Entscheidung bei ihm zu bleiben, bis er schläft.

Es ist ein Herumwühlen und Wurschteln. Neben mir liegt ein Bündel Anspannung, was gepresst atmet und strampelt. Erst ist ihm zu heiß dann muss er trinken dann sein Kuscheltier gut platzieren.

Ich fühle Frustration und Wut. Es dauert ewig. In mir kommen die Stimmen: „Ich halte das nicht aus. Wieso muss ich mir das antun? Ich will endlich frei sein und über meine Zeit verfügen können!“

Ich wende mich meiner Wut zu. Fühle mich durch sie hindurch. Übe mich darin, nicht in eine Reaktion auf ihn zu gehen sondern einfach da zu bleiben mit dem Orkan, der in mir tobt. Als ich gerade gedacht hatte, dass er ruhiger wird setzt er sich auf mit den Worten „so jetzt mag ich mal wieder aufstehen...“. Es ist jetzt 21:45 Uhr und ich will nicht mehr. Ich grunze irgendetwas von „ich geh jetzt“ und nehme den Weg zur Toilette. Meine Füße tragen mich dann aber wieder zu ihm ins Bett.

„Mama ich bin ganz berührt, dass Du da bist“.

Ich atme. Ich fühle. Ich ergebe mich.

Es wird tiefer in mir. Ich komme in Kontakt mit mir selbst. Werde stiller. Mein Focus liegt nicht mehr darauf dass irgendetwas passieren soll. Im Hintergrund nehme ich wahr dass er auch stiller wird. Mein Herz wird weiter, feiner, ich fühle mich in ihn ein. Bei mir kommt das Gefühl von Schmerz und Wut aus seinem System an. Ich kann ihn jetzt ganz klar fühlen. Das berührt mein Herz. Dann schaut er mich an, ein letzter Blickkontakt. Er legt seine runde Kinderwange auf meinen Arm, macht die Augen zu, lässt los und schläft ein.


 
 
 

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